Pastor Dr. Joachim Meifort in Leezen
Seit Joachimus Vischer 1575 die Pfarrstelle in Leezen antrat, sind die Namen und Lebensläufe aller Pastoren, die in Leezen ihren Dienst verrichtet haben, dokumentiert. Von den 30 Pastoren wurden 20 in andere Pfarrstellen versetzt, sind nach der Pensionierung verzogen oder haben das Amt aus persönlichen Gründen aufgegeben. Die Anzahl der Pastoren, die in Leezen beigesetzt sind, ist nicht ermittelt.
Die Grabstelle von Pastor Dr. Joachim Meifort und seiner Frau Auguste befindet sich auf der nordöstlichen Seite der Kirche am Weg zum Pastorat.
Der Friedhof an der Neversdorfer Straße wird schon seit 1880 benutzt. Es ist bemerkenswert, dass er im Mai 1951 auf dem alten Kirchhof begraben wurde, umgeben von alten nicht mehr zu identifizierenden Grabstätten. Seine Grabstätte befindet sich an prominenter Stelle, umgeben von Rhododendron, am Weg von der Kirche zum Pastorat. Seine Beerdigung auf dem aufgelassenen Friedhof hat einen begründeten Hintergrund. Pastoren, die im Amt verstorben sind, werden nach Kirchenrecht neben der Kirche ihres Amtes beigesetzt.
Dr. Meifort trat sein Amt in Leezen 1933 als 39-Jähriger an, als eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte anbrach. Wie er selbst berichtet, hat ihn der von den Nazis verlangte Ariernachweis zu Nachforschungen über die örtlichen Namen und Geschlechter geführt. Das war sicherlich für ihn und seine Kirche eine Möglichkeit politische Konflikte zu umgehen, denn der Hauptlehrer und Schulvorstand Julius Brodersen war auch der Vorsitzende der Leezener NSDAP. Er war und blieb trotzdem auch Organist. Meiforts Gemeindearbeit war nicht das, wofür er sein Leben gewidmet hatte. Aus Berichten von örtlichen Zeitzeugen wissen wir, dass die
NSDAP massiv in das kirchliche Geschehen eingegriffen hat. Bei Konfirmationsfeiern beispielsweise gab es nicht mehr Bibelzitate für die Konfirmanden, sondern Kampfsprüche und Loyalitätsbekundungen für das Nazi Regime.
Das Studium der bäuerlichen Geschichte war für ihn sicherlich ein Ausweg aus der politischen Zwangsjacke, es war eine anspruchsvolle, politisch kollisionsarme Aufgabe und führte ihn immer tiefer in die Geschichte des bäuerlichen Eigentums in Leezen. So konnte er gleichzeitig seinen Gemeindemitgliedern beim Ariernachweis helfen. Er begann ein intensives Quellenstudium und recherchierte nach eigenen Angaben u.a. in den Kirchenbüchern (ab 1575), den Eigentumseintragungen im Amtsgericht Segeberg, im Kieler Staatsarchiv, den Grundbüchern von 1665 und 1776, den Unterlagen der Verkoppelung 1774-75, den Rechnungsbüchern der Kirche, den Verträgen der Aufteilung der Hufen am Budörp ab 1880. Nach mehrjähriger Arbeit war das Ergebnis das 1939 erschienene Buch:
Die bäuerlichen Besitzungen in Leezen und ihre Geschichte
Ein Beitrag zur Dorfgeschichte
Das Buch ist in unserer Homepage im digitalen Gemeindearchiv als Faksimile zugänglich. Mit ihrer historischen Detailgenauigkeit, seiner korrekten wissenschaftlichen Arbeitsweise, die 364 Jahre umspannendende Entschlüsselung der Leezener Eigentums- und Familienverhältnisse ist die Arbeit von Dr. Meifort unübertroffen. Sie ist die „Mutter“ einiger darauffolgender Chroniken. Teilweise wird er dort direkt zitiert oder seine Quellen sind die Grundlage der Verfasser für ihre eigenen Recherchen. Die Kirchen-Chronik von Wilhelm Holtz erwähnt die Arbeit von Dr. Meifort als Beitrag zur bäuerlichen Geschichte. Sein Ableben und dessen Grab in Leezen werden nicht erwähnt.
Peter Rohde, Leezen 27. März 2023